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Mehr für wenige oder weniger für mehr – die Ergebnisse einer Vergleichsstudie zwischen anteiligen und nutzer-zentrischen Vertriebsmodellen
Derzeit bekommen die Titel mit längster Hördauer und nicht die von den Verbrauchern bevorzugten das Geld
In der von den finnischen Musikorganisationen in Auftrag gegebenen Studie wurden die Unterschiede zwischen dem anteiligen Modell, das die Titel mit längster Hördauer und deren Nutzung in Streamingdiensten beurteilt, und dem dazu alternativen nutzerzentrischen Model, das auf individuellen Verbraucherentscheidungen beruht, untersucht. Bei dieser Studie ging es insbesondere darum, wie sich Verbraucherentscheidungen auf die Vergütungen, die den Rechteinhabern ausbezahlt werden, auswirken. Das Forschungsmaterial wurde von Spotify zur Verfügung gestellt. Diese Studie brachte einen bemerkenswerten Unterschied zutage, was die Zahlen der anteiligen und der nutzerzentrischen Modelle anbetrifft.
Im nutzerzentrischen Modell sind Verbraucherentscheidungen ausschlaggebend
Das von Nutzern durch Streamingdienste, wie Spotify und Apple, eingezogene Geld wird üblicherweise in drei Anteile aufgeteilt: der Streamingdienst behält etwa 30 % der eingezogenen Gelder, und der Rest wird zwischen Rechteinhabern von Werken (Komponisten, Musikern, Arrangeuren, Verlegern) und den Rechteinhabern von Aufnahmen (Finanzproduzenten, ausübenden Künstler) aufgeteilt. Derzeit wird von allen Streamingdiensten das anteilge Modell verwendet, wenn es um die Ausschüttung des Anteils der Rechteinhaber geht.
Im anteiligen Modell bilden die Monatsgebühren der Nutzer einen Gesamtbetrag, von dem das Geld verhältnismäßig zur gesamten Hördauer ausgeschüttet wird. Das Modell begünstigt die Rechteinhaber der Titel mit der längsten Hördauer.
Im alternativen nutzerzentrischen Modell hingegen basiert die Vergütung des Rechteinhabers darauf, wie oft ein einzelner Nutzer einen Titel angehört hat: d.h. wie viele unterschiedliche Titel der Nutzer anhört und wie oft. Wenn der betreffende Nutzer nur einen Titel anhören würde, würde seine/ihre gesamte Monatsgebühr an die Rechteinhaber dieses Titels ausgeschüttet werden. Daher würde, anders als beim anteiligen Modell, bei diesem grundsätzlich die Vergütung der Rechteinhaber von weniger oft angehörten Titeln ansteigen und andererseit die Vergütung der am häufigsten angehörten Musik verrringern.
„Wenn man zum nutzerzentrischen Modell übergeht, könnte die Vergütung der Rechteinhaber der am häufigsten angehörten Titel, je nach Hördauer des Nutzers und der Verteilung des Hörens auf mehrere Titel, geringer ausfallen“ so Jari Muikku, der Ausführende der Studie und Berater bei Digital Media Finnland.
„Im nutzerzentrischen Modell hat der Verbraucher eine bessere Aussicht darauf, Einfluss darauf auszuüben, wem das Geld, das sie/er bezahlt, zugewiesen wird. Dies ist ein Vorteil für die gesamte Musikbranche, da sie damit über Transparenz mehr Nutzer dazu animieren kann, sich für den bezahlten Service zu entscheiden,“ so Muikku weiter.
Die Studie ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer eingehenderen Analyse von Vertriebsmodellen und ermutigt, vom Standpunkt sowohl der Verbraucher als auch der Rechteinhaber gesehen, zu weiteren Studien.
„Das verbraucherorientierte nutzerzentrische Modell kommt der Idee des ‚fairen Handels‘ am nächsten, bei dem der Urheber die Vergütung für die Nutzung seiner Kunst erhält. Es wäre beruhigend zu wissen, dass die Titel, die ich mir anhöre und damit deren Urheber auch von dem Service profitieren, für den ich bezahle. Der Übergang zum nutzerzentrischen Modell würde, auch aus der Sicht der Künstler, für Vielfalt in den Streaming-Diensten und für die Rentabilität aller Musikrichtungen sorgen. Schließlich vertrete ich die Meinung, dass die gesamte Musikbranche von einem Übergang zum nutzerzentrischen Modell profitieren würde,“ so Mikko von Hertzen, Musiker und Liedermacher.
Die Studie wurde im April-Oktober 2017 von Dr. Pradeep Durgam der Aalto University durchgeführt. Das Verfassen des Berichts und weitere Analysearbeit wurde von Dr Jari Muikku, Berater der Digital Media Finnland unternommen.
Spotify stellte das Studienmaterial zur Verfügung, welches in der Hördauer von Premium-Nutzern im März 2016 bestand. Die Nutzerdaten waren vollkommen anonym und wurden nur dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Pradeep Durgam übergeben. Bei der Studie wurde nur der sogenannte Premium-Nutzer-Service herangezogen und der wissenschaftliche Mitarbeiter hatte keine Informationen über die von den Werbefirmen bezahlte Vergütung.
Die Studie wurde von einer Lenkungsgruppe geleitet, die sich aus der Vereinigung der finnischen Musikverlage, der Finnischen Musikergewerkschaft, der Finnischen Gesellschaft der Komponisten und Liedtexter sowie der Gesellschaft der Finnischen Komponisten zusammensetzte. Die Studie wurde teilweise vom Ministerium für Bildung und Kultur finanziert.
Bei Anfragen
Jari Muikku, Digital Media Finnland
jari.muikku@digitalmedia.fi
Tel. +358 (40) 719 7480
Lottaliina Pokkinen, Finnische Musikergewerkschaft
lottaliina.pokkinen@muusikkojenliitto.fi
Tel. +358 (40) 861 3231
Weiteres zu den Vertriebsmodellen
Beim anteiligen Modell wird die Vergütung der Rechteinhaber monatlich berechnet, indem die Hördauer des Titels durch die Hördauer aller Nutzer des Service geteilt werden. Dieser Betrag wird dann mit den Gesamteinnahmen multipliziert (eingezogene monatliche Gebühren).
Beim nutzerzentrischen Modell basiert die Vergütung der Rechteinhaber auf der Hördauer einzelner Nutzer. Sie berechnet sich durch Teilen der Hördauer eines Titels durch einen individuellen Nutzer durch die Gesamthördauer des Nutzers. Dieser Betrag wird mit der monatlichen Gebühr, die vom Nutzer bezahlt wird, multipliziert.